10/14 JobAct® in Düsseldorf

„Wer das schafft, schafft alles!“

Christian Wiglow, stellvertretender Geschäftsführer des Jobcenters Düsseldorf, zeigte sich auch nach Monaten noch beeindruckt von der Inszenierung der „Orestie“ im März diesen Jahres.

„Wer es schafft, ein solch komplexes Stück auf die Bühne zu bringen, derartige Textungetüme zu verinnerlichen und so überzeugend zu präsentieren, der schafft alles!“ gab er seine „persönliche Überzeugung“ preis.

So schien es ihn nicht zu verwundern, als er hörte, dass nicht nur die Aufführung erfolgreich war, sondern auch der Verlauf der Praktikumsphase des Projektes. Von der Entscheidung zur Aufbesserung des Schulabschlusses über den Beginn eines Studiums bis zu vielfacher Vermittlung in Ausbildung und Arbeit (auch eine Stewardess ist dabei), konnte Bewerbungsmanagerin Linda Behr viele Erfolgsmeldungen ausgeben.

Entsprechend entspannt war das „Shakehands“ bei der Zertifikatsübergabe mit Herrn Wiglow, dem für das Projekt zuständigen Bereichsleiter Stefan Filipiak und dem Team. Auf dem Gruppenbild links zu sehen außerdem Sven Winter, SGB-II-Fachbereichsleiter der Jugendberufshilfe Düsseldorf, mit der wir auch in diesem JobAct-Durchlauf sehr erfolgreich zusammenarbeiten konnten.

Wir wünschen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern weiterhin viel Erfolg!

Inszenierung setzt neue Akzente

Mit der Premiere der „Orestie“ am 12.03.2015 in der Freizeiteinrichtung Icklack knüpft die 11. Düsseldorfer JobAct®-Produktion zwar thematisch an den trojanischen Krieg und damit an die letztjährige Inszenierung an, setzt aber neue Akzente und beschreitet entsprechend andere Wege der Inszenierung.

Aischylos’ Orestie, die älteste erhaltene Dramen-Trilogie, ist ein Werk, das kaum einen Frevel ausspart: Inzest, Vergewaltigung, Kannibalismus, den heimtückischen Mord des heimkehrenden Gatten und die nicht minder blutige Rache des Sohnes an der eigenen Mutter. Die Kette aus „Irrsaal!Wirrsal!Wahnsinn!“ endet schließlich mit dem Freispruch des Muttermörders Orest durch ein von Athene eingesetztes Gericht aus Bürgern,  ein Novum, das seither als Gründungsmythos die Geburt der Demokratie markiert.

Doch wie lässt sich die archaische Wucht und Kompromisslosigkeit dieses Klassikers, der im Dienste der „Ekplexis“ die Erschütterung unseres Denkens und Fühlens zum Ziele hat, auf eine heutige Bühne transportieren? - Entsprechend heißt es im Nachwort der deutschen Fassung: „Ob wir freilich – geneigt, durch Skepsis uns das Ungeheure vom Leibe zu halten oder es zu beschönigen - groß genug sind, dieses Schauspiel auf der Bühne künstlerisch zu gestalten und es auszuhalten im Zuschauerraum, kann nur die Aufführung erweisen.“

Was die künstlerische Gestaltung anbelangt, so widersteht die Inszenierung unter der Leitung von Tim Stegemann – anders als andere zeitgenössische Annäherungsversuche – dankenswerter Weise der wohlfeilen Versuchung,  den Stoff in Form appetitlicher Kulturhäppchen verdaulicher zu machen oder zu „verheutigen“. Stattdessen setzt sie Kassandras Ruf „Ein Menschenschlachthaus und ein Flur von Blut bespritzt“ konsequent um.  Der sparsam dosierte Einsatz von Bühnentechnik, Sound- und Lichteffekten sowie der allenfalls homöopathische Einsatz von ironischen Brechungen, Anspielungen und Situationskomik  zeigen, dass mitunter weniger in der Tat mehr sein kann.

Auch die spartanische Gestaltung des Bühnenraums – ein langer weißer Steg inmitten der Zuschauerreihen – erweist sich in zweierlei Hinsicht als funktional.  Sie verwehrt dem Publikum, das das Blutbad hautnah miterlebt, nicht nur eine komod-rezeptive Distanz, sondern gestattet es auch, die Zuschauer bei der abschließenden Gerichtsverhandlung durch Aushändigung der Abstimmungssteine in die Pflicht zu nehmen.

Mit der konsequenten Reduktion auf das Wesentliche steht und fällt das Vorhaben mit der Präsenz und Glaubwürdigkeit der jungen Akteure. Aber hier konnten Team und Akteure wieder einmal überzeugen, zumal sie es offenbar verstanden haben,  Besetzungsengpässe durch funktionale Adaptionen zu lösen. So die Doppelrollen,  die Ersetzung des antiken Chors durch ein oberflächlich-versnobtes Pärchen oder die Ersetzung der schwarzen Rachegöttinnen durch  männliche Rachedämonen in blutbesudelten Kitteln, deren permanente Anwesenheit eine unheilschwangere Atmosphäre über die Szenerie legte.

In den Nebenrollen gelingt es, selbst den bei Aischylos doch eher eindimensional angelegten Charakteren des Agamemnon, des Aigisth und der Elektra Leben einzuhauchen. Überzeugend auch die Klage des kriegsmüden Herolds.

In der Titelrolle überzeugt Maximilian Langer als Orest zunächst durch einen „von des Gedankens Blässe angekränkelten“ Hamlet und  im weiteren Verlauf zunehmend intensiver als von den Erinnyen in den Wahnsinn Getriebener.  Vielleicht die beeindruckendste Vorstellung: Carla Böger als eiskalte Opportunistin Klytämnestra, die je nach Zweckmäßigkeit blitzschnell zwischen der lasziv-koketten Gespielin, der liebevollen Frau und Mutter und der Kälte eine Medea zu changieren versteht.

Die Szene, die zumindest für den Verfasser die längste Halbwertzeit hat: Der Zusammenprall von destruktivem Fanatismus auf Seite der Erinnyen und disziplinierter Rationalität in Gestalt Athenes.

Und das bringt uns zurück zu der Frage, ob wir „groß genug sind“ dies als Zuschauer nicht nur auszuhalten, sondern auch willens, unwillkommene Transferleistungen zu erbringen. Vermag doch der versöhnliche Schluss, die Verwandlung der Rachegöttinnen in menschenfreundliche, wohlmeinende“ Eumeniden,  den zeitgenössischen Betrachter nur schwerlich zu beruhigen.

„Geht dorthin, wo man tötet, Augen aussticht, wo man metzelt nach der Richterspruch ... wo Verstümmelung und Steinigung obwalten und der Jammerlaut Gepfählter lange wimmert.“

Gerade in Zeiten medialer Omnipräsenz reicht der tägliche Blick in die Nachrichten, um zeitgenössische Bestialität in jedweder Form am Werke zu sehen. Und wo immer wir uns auch heute noch über Gräuel empören, wo immer „gesundes Empfinden“ und vermeintlich moralische Überlegenheit im Recht sich wähnend nach Rache, Vergeltung und Vernichtung schreien, da feiert unser Reptilienhirn nach wie vor fröhlich Urständ. Das Gekreisch der Erinnyen begleitet uns nach wie vor. 

Insgesamt also wieder eine überzeugende Leistung aller Aktiven auf der Bühne und hinter den Kulissen. Entsprechend beeindruckt zeigte sich denn auch der Vertreter des Jobcenters Christian Wiglow , der sich unter Verweis auf Google humorvoll-salopp der Frage „Was will uns der  Dichter damit sagen?“ entledigte und stattdessen auf den mittelbaren Zweck dieses Projekts für die Akteure zu sprechen kam.  Ich denke, dass alle Anwesenden nicht nur sein Lob für die Inszenierung unterschreiben konnten, sondern auch seinen Optimismus teilen, dass für die jungen Darsteller, die an diesem Abend dermaßen viel Mut und Engagement gezeigt haben, die weiteren beruflichen Herausforderungen und die Aufnahme einer Ausbildung keine nennenswerten Hürden mehr darstellen sollten.



Autor: Mike Theisen / Jugendberufshilfe Düsseldorf

Das Plakat zum Stück

JobAct® Düsseldorf feiert Premiere mit

Die Orestie – oder die blutige Geburt der Demokratie

Eine theatrale Demonstration der unvermeidlichen Tragik der Wiedervergeltung und das unbedingte Urverlangen nach Gerechtigkeit.

Klytämnestra tötet Agamemmnon nach dessen Rückkehr aus Troja mit Beihilfe ihres Lovers Aigisth. Aigisth rächt seine Brüder und beansprucht den Thron. Klytämnestra rächt den vermeintlichen Mord an ihrer Tochter Iphigenie.
VERGELTUNG! ...vielleicht auch für die Untreue ihres Ehemannes und – by the way – für alle Gefallenen des Trojanischen Krieges. Handelt sie als Werkzeug des Rachedämons im Sinne Zeus? Die Tragik des Orestes wird in der unvermeidlichen Wiedervergeltung auf die Spitze getrieben. Er wird, gemäß alter Tradition, zum  Muttermord getrieben und... zerbricht daran. Er verliert den Verstand und wird selbst zum Opfer.

Athene erfindet das Gerichtsverfahren. Erinyen als Ankläger - Apollon als Verteidiger. Die Vergeltung wird abgeschafft... Im Zweifel für den Angeklagten! Athene, die Göttin der Vernunft, spricht Recht. Strafe anstatt Rache – Neue Weltordnung statt alter Machenschaften. Und letztendlich die Selbstverantwortung des Menschen für sein Handeln! ….und nicht die Frage, was schwerer wiegt: Vatermord oder Muttermord?

Premiere:
12.03., 19:30 Uhr, Einlass 19.00 Uhr
Freizeiteinrichtung ICKLACK, Höherweg 12, 40233 Düsseldorf

Aufführung:
13.03., 19:30 Uhr, Einlass 19.00 Uhr
Freizeiteinrichtung ICKLACK, Höherweg 12, 40233 Düsseldorf

Eintrittskarten für die Aufführung können Sie hier reservieren.

Stimmen zum 2-tägigen Workshop mit Senol Arslan

(Kommunikationstraining und Teambildung)

„Die 2 Tage mit Senol haben unser Gruppengefühl gestärkt, positiv dazu beigetragen die bevorstehenden Aufgaben professionell gestalten zu können und produktiv für ein Theaterstück zu arbeiten.“

(Max)

„Den Workshop fand ich sehr gut...um meine Ziele besser im Auge zu behalten und mich selbst wichtiger zu nehmen.“

(Denise)

„Ich finde es gut das uns Senol mal gesagt hat, dass wir uns auf unsere Ziele Konzentrieren müssen und uns nicht ablenken lassen sollen. In den 2 Tagen habe ich viel über die anderen Teilnehmer aber auch über mich gelernt. Ich halte den Besuch von Senol sehr wichtig und ich würde das Training jederzeit wieder machen.“

(Guido)

„Das Training war sehr interessant und ich habe eine Menge über mich gelernt. Zum Beispiel das ich öfters Grenzen ziehen muss für mich selbst.“

(Anna)

„Wir haben alle etwas über unsere Grenzen gelernt und das es gut ist diese nicht zu stark zu überschreiten. Es ist wichtig seine Grenzen zu kennen und die des Gegenübers zu akzeptieren.“

(Henri)

„Das Coolness-Training beim Senol Arslan war eine gute Erfahrung. Man konnte bei einigen sehen, wo die Gefühlsgrenze liegt. Wir haben gelernt mehr auf andere zu achten und vor allen Dingen mehr auf uns selbst . Wir haben uns gegenseitig unsere Ziele genannt und wie sehr wir dahinterstehen. Und vor allen dingen wie wir sie erreichen wollen.“

(Nizar)

Bilder vom Projekt

Recherche Impulsthema Griechenland:

Improvisationen:

Beware of your egg!

Stimmen zu den ersten 2 Monaten im Projekt

„Zu all den neuen Gesichtern die ich in den ersten beiden Monaten kennengelernt habe, habe ich auch einige interessante Sachen über mich selbst gelernt. So macht es mir beispielsweise wenig aus mich auf die Bühne zu stellen und vor einer (wenn bisher auch nur kleinen) Zuschauerschaft zu sprechen und zu spielen. Andere hatten damit zu Beginn noch Schwierigkeiten, doch mittlerweile sind nur noch die wenigsten aus meiner Gruppe „Bühnenscheu“. Insofern zeigt das Projekt schon jetzt erste Erfolge. Das spielen von kurzen Stücken und Improvisationen , sowie das damit verbundene Feedback tragen zu einem gestärkten Selbstbewusstsein bei . Auch andere, im Berufsleben unverzichtbare Fähigkeiten wie beispielsweise Teamfähigkeit und Kritikfähigkeit werden trainiert und weiter ausgebaut.“

(Serif)

„Die ersten 2 Monate waren sehr interessante Wochen wo wir uns alle kennengelernt haben. Zudem haben wir gesehen was uns genau erwarten wird. Und was wir alles brauchen werden um ein Stück auf die Bühne zu bringen und vorallem wie schwer es wird. Es es wichtig das wir alle zusammen arbeiten und ein gutes Team werden. Wir haben kleine Szenen gespielt, improvisiert und hatten viel Spass miteinander.“

(Guido)

„Die erste Zeit hat mich sehr gefreut,dass unsere Gruppe so schnell zusammen gefunden hat. Ich habe mich direkt wohl gefühlt und soviel gelacht wie lange nicht mehr. Die Übungen die wir machen sind sehr interessant und lockern einen richtig auf. Ich bin sehr gespannt was noch kommt und wie unser Stück wird. Ich bin sehr froh bei diesem Projekt mitmachen zu dürfen.“

(Anna)

„Nach den ersten 2 Monaten habe ich jegliche Zweifel verloren. Das Theater macht mir Spass...ich bin recht optimistisch, dass dieses Projekt ein voller Erfolg wird....mit viel Lachen,Spass und Freude!“

(Henri)

„Die ersten 2 Monate waren voll gepackt mit Spiel,Übungen und Recherche für unser zukünftiges Theaterstück. Es macht viel Freude zusammen in der Gruppe zu arbeiten. Alle motivieren und unterstützen sich gegenseitig, wo sie nur können. Wir sind schon ein eingespieltes Team und jeder Tag schweisst uns enger zusammen. Ich freue mich schon mit dieser Gruppe auf der Bühne zu stehen!“

(Nizar)

„In der ersten Zeit im Projekt habe ich interessante neue Leute kennengelernt. Wir sind eine buntgemischte Truppe in die jeder integriert ist. Jeder bringt seine Ideenmit ein und arbeitet ehrgeizig an den gestellten Aufgaben.“

(Max)

Neustart von JobAct® in Düsseldorf!

20 junge Teilnehmende zwischen 18 und 25 Jahren gehen ab dem 13.10.2014 gemeinsam einen kreativen Weg, um in Ausbildung und Beruf zu finden. Unter der Leitung des Schauspielers und Theaterpädagogen Tim Stegemann und der Bewerbungsmanagerin Linda Behr erhalten sie die Chance, sich auf, neben und hinter der Bühne ihrer Stärken bewusst zu werden und sich fit für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu machen.

Künstlerische Interessen oder Talente setzten wir NICHT voraus, das Theater in Kombination mit dem Bewerbungsmanagement ist jedoch eine ideale Bühne, um viele Berufe (handwerklich, kaufmännisch und technisch) auszuprobieren, Interessen und Kompetenzen zu entdecken und zu fördern und die Fähigkeit zur Selbstvermarktung, z.B. im Bewerbungsgespräch zu stärken.

Schauspieler und Theaterpädagoge Tim Stegemann und Bewerbungsmanagerin Linda Behr sind ein eingespieltes Team und führen JobAct® bereits zum dritten Mal gemeinsam durch. Sie verstehen es, die Neugier der Teilnehmenden zu wecken. Übungen aus dem Schauspiel legen die Basis für das Theaterstück und schulen ganz nebenbei Teamfähigkeit, Selbstbewusstsein und Präsentationsvermögen.

Finanziert wird das Projekt durch das Jobcenter Düsseldorf und wird von der Projektfabrik gGmbH in Zusammenarbeit mit der JBH – Jugendberufshilfe Düsseldorf gGmbH durchgeführt.

Sie interessieren sich, an JobAct® Düsseldorf teilzunehmen? Wenden Sie sich bitte an Ihren Fallmanager oder persönlichen Ansprechpartner beim Jobcenter Düsseldorf.

Team vor Ort

Haben Sie einen Ausbildungs- und/oder Arbeitsplatz in Düsseldorf und Umgebung anzubieten? Dann wenden Sie sich bitte an unsere Bewerbungsmanagerin Linda Behr.

Bewerbungsmanagement: Linda Behr (links)
Tel.: 0211/72000-29
Fax: 0211/72000-33
Mobil: 0178/2407222
l.behr@jbh.de

Theaterpädagoge: Tim Stegemann (rechts)
timstegemann@yahoo.de

Bereichsleitung der Regionalvertretung West:
Stefan Filipiak, Judith Freise de Matteis
rv-west [at] projektfabrik.org


Sie möchten JobAct® auch in Ihrer Stadt umsetzen? Bitte zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren.

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Projektträger

Träger des Projekts ist die Projektfabrik.

 

Projektfinanzierung

Das Projekt JobAct® Düsseldorf wird vom jobcenter Düsseldorf finanziert.

Kooperationspartner

Die Durchführung vor Ort findet statt in Kooperation mit der Jugendberufshilfe Düsseldorf.